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Neue Möbel aus altem Holz

Ein Besuch beim Atelier von Ulrike Sigl

Die Werkstücke, welche unsere Holzkünstlerin Ulli in ihrem Atelier herstellt, ziehen jeden in ihren Bann. Das alte Holz gibt jedem Werkstück seinen ganz eigenen Charakter und so ist tatsächlich jeder Tisch, jeder Hocker und jedes Servierbrett ein bisschen einzigartig. So ist auch Ullis Geschichte einzigartig. Sie hatte immer schon große Faszination für die Schreinerei und entschied so vor ein paar Jahren, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Ihre alte Heimat, das Mühlviertel, liefert hier wortwörtlich die Basis. Von hier bezieht Ulli ihren wichtigsten Werkstoff: Altes Holz. Richtig altes Holz. Es wird gewonnen aus alten Beständen, vorwiegend bei Renovierungsarbeiten von alten Bauernhäusern. Hiervon gibt es viele in dieser malerischen Landschaft, geprägt von den weichen Ausläufern der böhmischen Masse, eines Gebirges weit älter als die benachbarten Alpen. So verhilft Ulli und ihr Atelier diesen alten Bauernhäusern zu einem zweiten Leben. Das Holz wird im Mühlviertel gesichtet und die passenden Holzstücke werden handverlesen ausgesucht.

In Ihrer neuen Heimat, Wien, entstehen so Möbelstücke, die ein Stück Mühlviertler Heimat in sich tragen und konservieren. Wir durften eines dieser Holzstücke begleiten, vom Aussuchen im Mühlviertel bis zum fertigen Werkstück in Wien.

Am Anfang stehen alte Bauernhäuser wie dieses.

Auch alte Häuser müssen immer wieder mal restauriert werden. In den alten Bauernhäusern kommt Holz zur vielfältigen Verwendung. Etwa als Dachboden, Fußboden und vor allem als Fassade kommt es zum Einsatz und ist hohen Belastungen ausgesetzt. Die Hölzer stammen von den hier wachsenden Nadelhölzern wie Fichten, Tannen, Kiefern oder Lärchen.

Wenn dieses Holz - nach Jahrzehnten treuer Dienste - ausgetauscht werden muss, ist Ulli zur Stelle, um es zu einem neuen Leben zu verhelfen. Besonders angetan haben es ihr die Hölzer der Fassaden auf der sonnigen Südseite, diese sonnengegerbten Hölzer sind durch das lange Aussetzen von Wind, Wetter und Sonne besonders rustikal. Aber auch schwerer zu verarbeiten. Genau das Richtige für eine anspruchsvolle Künstlerin wie Ulli.

Die sonnengegerbten Hölzer sind etwas dünner, so eignen sie sich wunderbar für schöne Dekorationsartikel oder als Schneidbretter und vielem Anderen. Aus den dickeren Hölzern wie alten Fußböden werden Möbel wie Tische, Hocker oder Bänke.

Auch die massiven Balken der alten Dachstühle bekommen ein neues Leben als Konsolen oder Bänke.

Dabei eignen sich die Althölzer aus Hölzern wie Fichte und Tanne ideal für Möbelstücke im Inneneinsatz. Etwas robustere Hölzer wie Kiefer und Lärche dürfen auch für den Einsatz draußen verwendet werden, als schöne Terrassenbank zum Beispiel.

Sonnengegerbte Außenseite

Holz vom alten Fußboden

Dachbalken, noch mit der Nummerierung vom früheren Einbau

Fertiges Dekostück

Wir durften eine Holzlieferung vom Start im Mühlviertel bis zum fertigen Möbelstück in Wien begleiten:

Am Anfang steht die Auswahl der richtigen Bretter. Dabei hat Ulli bereits hier das geübte Auge und weiß schon, was aus den einzelnen Hölzern später einmal entstehen wird.

Jetzt heißt es erst einmal warten und Geduld haben. Je nachdem, wo das Holz eingesetzt war, muss es vor der weiteren Verarbeitung erst einmal trocknen.

Das kann tatsächlich Monate dauern.

Dann ist es aber soweit und unser Holz macht sich auf den Weg nach Wien.

In Wien angekommen, wird das Holz zuerst fein säuberlich gebürstet.

Nun kann das Holz zugeschnitten werden. Uli muss hierbei dafür sorgen, dass am Ende ein harmonisches Gesamtbild entsteht. Durch die so unterschiedliche Maserung der einzelnen Stücke eine Aufgabe für Profis.

Danach geht es an die Feinarbeit, hier wird noch ein wenig nachgeschliffen, hier etwas weggenommen, damit am Ende alles perfekt wird. Dann wird verschraubt. Hierbei achtet Ulli darauf, dass das Möbelstück so verschraubt ist, dass es sich gut auseinander und wieder zusammenbauen lässt und somit ein langes, zweiten Leben haben darf.

Nun geht es ans Schleifen, von grob nach fein. Drei bis viermal muss dieser zeitaufwendige Prozess wiederholt werden. Gerade unsere rustikalen Bretter von der Sonnenseite benötigen besonders viel Zuwendung.

Denn auch wenn unsere Werkstücke am Ende rustikal aussehen dürfen, müssen die Oberflächen natürlich dennoch fein und glatt sein.

Das Ganze wird als Finish mit Öl versiegelt. Je nachdem welches Öl wird das Werk noch einmal heller oder dunkler. Zum Einsatz kommen ausschließlich rein pflanzliche, umweltfreundliche Öle.

Am Ende erstrahlt unser altes Holz in neuem Glanz und freut sich auf ein weiteres, langes Leben in deinem Zuhause.